Zerbrechen des Rumpfes

Das Vorderschiff ist schon fast bis zum Deck weggesackt. Eine Abteilung nach der anderen läuft voll Wasser, das über die Schottwände nach achtern vordringt.

Das Wasser dringt über die oberen Deck's in das Schiff ein. Der Sinkvorgang beschleunigt sich enorm. Gegen 02.17 Uhr stürzt der erste Schornstein ins Wasser. Die Brücke und die vordere Offiziersmesse werden vom Gewicht des Wassers eingedrückt. Kurz danach wird das Dach der vorderen Freitreppe überspült und implodiert unter dem Wasserdruck.

 

Das Achterschiff hebt sich immer höher aus dem Wasser bis zu einem Neigungswinkel von 45 ° an. und mehr erreicht hatte. Da das Heck hoch über dem Wasser hing, wirkte auf den Kiel eine Dauerbelastung von weitaus höherer Stärke ein, als bei der Konstruktion berücksichtigt worden war.  

Kurz vor dem endgültigen Versinken sehen Zeugen, wie das Achterschiff scheinbar auf etwas ebeneren Kiel zurückfällt; gleichzeitig birst der Rumpf zwischen dem dritten und vierten Schornstein. Für eine kurze Zeit richtet sich das Heckteil wieder etwas waagrechter aus. Als das Vorschiff abknickt, reißt es im unteren Rumpfbereich auch Teile des Achterschiffs mit sich. Während des Zerbrechens werden die oberen Decks zusammengedrückt und stürzen ein. Der dritte Schornstein kippt nach achtern. Ihm folgt Schornstein Nr.4, als der Rauchsalon der ersten Klasse zerrissen wird.

Da das Achterschiff noch Auftrieb hat, bricht der Bug weg und verschwindet im Atlantik. Aus der Bruchstelle sinken diverse Trümmer Kessel, Rumpfteile, Schornsteine usw. Das vom Heckteil nun völlig getrennte Vorschiff hebt sich zu Beginn des Sturzes vorne leicht an und rauscht immer schneller abwärts. Durch die Gewalt des vorbeiströmende Wassers wird der Vormast nach hinten gebogen, und die vorderen Frachtkräne werden von ihren Sockeln gerissen und nach achtern gegen die Decksaufbauten gepresst.

Während sich das Achterschiff hoch aufrichtet, dreht es sich um die eigene Achse. Wegen der schweren Maschinen mittschiffs nimmt der Rumpf eine immer steileren Winkel ein, bis er schließlich fast senkrecht steht. Es fällt auf, daß er etwa eine Minute lang in dieser Stellung verharrt, bevor er langsam wegtaucht und im Atlantik verschwindet. Kurz vor 2.20 Uhr, als der Bug schon sank, richtete sich das Heck noch einmal kurz auf, stand einen Augenblick fast senkrecht in der Luft und verschwand dann ebenfalls.

 

Da das Heckteil sehr schnell sinkt, reisst das Wasser das Achterdeck auf und biegt es nach hinten. Mit dem schweren Mittschiffsteil voran, fällt es dem Boden zu.

Während das Heckteil mehr oder weniger vertikal sinkt, gleitet das Vorschiff wie auf einer schrägen Bahn mit viel stärkerer Beschleunigung nach unten.

Der Bug bohrt sich in einem flachen Winkel in den Grund. Wegen der großen Vorwärtsbewegung kam es zu der Stauchung, die auf den Bildern sehr gut zu erkennen ist. Der Rumpf knickte dabei an zwei Stellen nach unten ab. Der Aufschlagswinkel kann nicht sehr groß gewesen sein, da sonst die Decksaufbauten weggeschoren wären. Bei diesem Vorgang knickt das Vorschiff kurz vor der Brücke um ca. 6 Grad ab und nochmals um 3,5 bis 4 Grad an einer Stelle unterhalb der Dehnungsfuge. Bei dem Aufschlag hat sich der Bug um mehr als 18 m in den Grund gebohrt. Als das Mittelschiff aufschlägt, stürzen die Decks an der Bruchstelle noch mehr in sich zusammen.

Das Achterschiff prallt in einem senkrechten Sturz auf den Grund auf. Die Trümmer, die sich an der Oberfläche gelöst haben, schlagen um das Achterschiff herum auf. Durch die Wucht des Aufschlags werden die Decks platt gedrückt. Das Ruder am Heck gräbt sich ca. 12 bis 15 m tief in den Grund ein. Das Achterschiff ist gegenüber dem Vorschiff um 180 Grad verdreht. In den nächsten Stunden sinken langsam die leichteren Trümmer herab. Sie kommen in der Umgebung des Wracks oder von der Strömung versetzt südlich davon zur Ruhe.

© 2004 by Norman Fehling